Wir werden uns wiedersehen - Oliver Paulus

Die an Hornbrille und Cordjackett erkennbare, just aus dem Hotelbett gekippte Filmjournaille dürfte nicht wenig überrascht gewesen sein, als sie sich am ersten Sonntag des Festivals vorsehen musste, auf dem roten Teppich nicht von einem Rollstuhl überfahren zu werden. Anlässlich der Premiere des neuen Films der bereits zuvor in Mannheim umtriebigen Regisseure Oliver Paulus und Stefan Hillebrand war die erste Etage durch das Ensemble ihres in einem lokalen Altersheim spielenden Films besetzt. Das Szenarium erinnerte frappierend an den Beginn eines gewissen Monty Python-Werks, so dass niemand überrascht gewesen wäre, wenn die demagogisch überlegene Generation Direktor Kötz über die Planke geschickt und sich mitsamt dem Stadthaus aus dem Staub über die sieben Weltmeere gemacht hätte.

Wir werden uns wiedersehen - Film, DVD, Video - online bestellen Ein Film für alte Leute ist Wir werden uns wiedersehen dennoch nicht geworden, sondern vielmehr eine konsequente Weiterentwicklung der Putzfrauen-Posse Wenn der Richtige kommt (2003). Während dieser noch ein unkonventionelles Improvisationskunstwerk war, ist der diesjährige Festivalbeitrag Hillebrands und Paulus ein perfekt organisiertes Werk, dass dennoch nicht den spontanen Charme des Vorläufers vermissen lässt.

Das großartige Ensemble um Isolde Fischer (die anno 2003 bereits als Putzfrau Paula selig einen Mob in der Türkei streichelte) ringt mit den kleinen und großen Problemen des Alltags als Pflegeleiterin eines Altenheims. Ein wenig turbulenter wird es für die Belegschaft erst, als mit dem Krankenpfleger Holger (Tom Jahn) ein neuer Mann dazustößt. Holger lässt sich prompt mit der burschikosen Köchin (großartig: Pola Kinsky) ein, die jedoch nicht weiß, dass er ein sexsüchtiger Bindungspaniker ist, der sich alsbald zu der Chefin Petra (Isolde Fischer) hingezogen fühlt.

Viel mehr passiert in Wir werden uns wiedersehen nicht und auch am Ende sind die Probleme der Figuren nicht gelöst. Einzelne Schauplätze, wie die Zwei-Mann-Selbsthilfegruppe der anonymen Sexaholiker oder die wiederkehrenden Aufritte der Band Mardi Gras, die einer Heimbewohnerin als Geister ercheinen, verbinden die lose Story dafür zu einer herrlich unvorhersehbaren Humoreske, wie sie das Leben wirklich schreiben könnte.

Hillebrand und Paulus suchen in Wir werden uns wiedersehen das Besondere im grauen Alltag und das Schöne im gewöhnlich Hässlichen, weshalb auch immer wieder Mannheim selbst mit seinen wenig eleganten Hochhäusern im Stil der 70er Jahre als Protagonist in den Fokus gerückt wird. Die vielen skurrilen Kleinigkeiten und Menscheleien schaffen so ein Panoptikum eines Lebensabschnitts, der so behutsam und offen humorvoll selten dargestellt wurde, so dass das beruhigende Gefühl bleibt, dass es zwar kein Patentrezept für das Leben gibt, aber an dessen Ende alle den selben Weg beschreiten werden.

Glücklich kann sich jeder schätzen, der diesen Film vor dem heimischen Mannheimer Publikum und in Anwesenheit der Darsteller und mitwirkenden Heimbewohner als Weltpremiere im proppevollen Stadthaus erleben durfte.

Maxi Braun

Wir werden uns wiedersehen
Deutschland/Schweiz
Website: wir-werden-uns-wiedersehen.de
imdb Info: http://www.imdb.com/title/tt1016042/