Da waren's nur noch sechs...
Sieben angehende Profiler werden zur Abschlussprüfung auf eine Insel geflogen, auf der sonst in Stadtattrappen Kriegsstrategien trainiert werden. Dort sollen sie isoliert vom Rest der Welt ein von ihrem Prüfer inszeniertes Verbrechen aufklären und sich ihre Meriten für den Ernstfall verdienen. Als plötzlich der Erste von ihnen ermordet wird.
Wer ist der perfide Killer, der Uhren am Tatort zurücklässt, um die Zeit anzugeben, zu der seine nächste Falle zuschnappen wird? Ist es Jake (Val Kilmer), der aus mysteriösen Gründen seinen Außendienst beim FBI quittieren musste? Oder der externe Überwacher Gabe Jensen (LL Cool J, der überhaupt keinen Grund hat, dort zu sein außer vielleicht, dass er ab jetzt James Todd Smith genannt werden möchte).
Oder ist es Sara, die heimlich in Lucas (hurra, Trainspotting-"Sickboy" Jonny Lee Miller ist wieder da!) verliebt ist und damals miterleben musste, wie ihre Schwester brutal vergewaltigt und dann ertränkt wurde?
An Leichen im Keller mangelt es der illustren Runde wahrlich nicht. Das Ensemble, welches Renny Harlin zusammengetrommelt hat, wartet mit allerlei komischen Typen auf. Der Anführer, die Schlampe, der körperlich Behinderte, Renny Harlin lässt kein Klischee aus.
Erwartet man nun wirklich einen Thriller "wie die Welt ihn noch nicht gesehen hat" und wie der gebürtige Finne Harlin (Regisseur von Stirb langsam 2, Cliffhanger, Deep Blue Sea) beteuert, könnte man enttäuscht werden.
Harlins Cutthroat Island hat den säbelrasselnden Piratenfilm auch nicht neu definiert und Mindhunters ist ebensowenig eine filmische Offenbarung. Spannend ist die Killerjagd dennoch. Gleich zum Anfang erwischt es einen der Stars des Films und man ist, hoppla!, erst einmal wach.
Der Killer hat neben raffinierten Fallen, die zu so bizarren Todesarten wie der Zerstückelung durch eiskalten Stickstoff führen, nicht nur das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Allein gelassen entwickelt sich eine Paranoia innerhalb der Gruppe der Eleven, auch als "Der Einzige, von dessen Unschuld ich überzeugt bin, bin ich selbst"-Schema bekannt, und ein zusätzlicher Inselkoller treibt dem diabolisch manipulierenden Mörder seine Beute direkt in die flinken Finger.
Das ist nicht neu, aber hätte sich dieses Katz- und Maus-Spiel in der Vergangenheit nicht bewährt, würden wir die Bezeichnung "Thriller" mit all seinen Manierismen heute nicht kennen.
Die Auflösung sehen wir allerdings nur deshalb nicht kommen, weil die Handlung in der letzten Viertelstunde Haken schlägt wie ein vollgekokstes Karnickel auf der Flucht. Als hätten die Herren Autoren anlässlich des finalen Showdowns jegliche Logik in ein Bötchen gesetzt und eilig von der Insel geschafft.
Wer den logischen Sachverstand baumeln lassen kann und zudem Freude daran hat, die unreflektierten, eigenen Verdachtsmomente zuckend zu genießen, erlebt mit Mindhunters einen von sympathischen Darstellern getragenen Thriller, der das Genre nicht revolutioniert, aber trickreich für die eigenen Zwecke nutzt.
Maxi Braun