Einen neuen Film zu sehen birgt immer die Möglichkeit, etwas noch nie dagewesenes, wunderbares zu erleben. Also mache ich es mir im Kinosessel oder auf meiner Couch bequem und hoffe nur das Beste.
Heißen die Hauptdarsteller dann noch Joaquin Phoenix und Claire Danes, kann eigentlich auch nichts schief gehen. Denkste! Normalerweise finde ich das Leben schlicht zu kurz, um einem ärgerlichen Film einen Verriß zu widmen, aber wir wollen mal eine Ausnahme machen.
Denn im Fall von It's all about love, der bald in die Videotheken kommt, fragt man sich schon in den ersten 10 Minuten: Ja, worum geht's denn hier überhaupt? - und ist 90 Minuten später keinen Schritt weiter.
Wie soll man es beschreiben? It's all about aliens? It's all about Eheprobleme? Ich weiß es nicht. Was ich verstanden habe ist, daß anno 2021 Menschen auf der Straße plötzlich tot umfallen, weil ihr Herz leer ist. Längst stört das keinen mehr und man macht einen großen Schritt, wenn eine Leiche im Weg liegt.
Außerdem steht der Welt eine neue Eiszeit bevor und Claire Danes wird als weltberühmte Eiskunstläuferin von Klonen ersetzt.
Ach ja, und Sean Penn sitzt fortwährend in einem Flugzeug, da er seine Flugangst mit einer Spritze heilen wollte und dank einer Überdosis jetzt nur noch fliegen kann. So weit, so gering die Anzahl der interessanten Ansätze in It's all about Klimakatastrophe auf Grund von allgemeiner emotionaler Verstümmelung der Menschheit.
Claire Danes, oder besser ihr Double, huscht hübsch über's Eis, aber irgendwie sind die Bilder nicht ganz so schön wie bei David Lynch, und die von Regisseur Thomas Vinterberg prophezeihte Zukunft nicht ganz so konsequent zu Ende gedacht wie die eines Terry Gilliam.
So führt denn It's all about irgendwas auch nirgendwo hin und kommt folglich nirgendwo an. Alle tot außer Sean, die Welt versinkt im ewigen Schnee und man möchte auch gar nicht wissen, worum es überhaupt gegangen ist. Bei Gedichten mag diese stichwortartige Skizze der Apokalypse funktionieren, aber eben nicht auf der Leinwand.
Auch hier wird es Fans geben, die It's all about love als Kleinod poetischer Filmkunst anpreisen. Doch für mich ist es ein weiterer Film mit enormen Potenzial, von dem ich mich nur allzu gern hätte überraschen lassen.
Maxi Braun